Obwohl ich schon immer gerne gekocht habe, konnte ich Backen nie etwas abgewinnen. Beim Kochen konnte man wüst mit den Zutaten und Gewürzen rumexperimentieren: eine Prise hiervon, eine Handvoll davon… Backen war ganz anders: man brauchte ein Rezept, das gab die genauen Zutaten in der genauen Zusammensetzung an und daran musste man sich halten. Das war mir immer viel zu starr. Und so individuelle Dinge, wie zB phantasievoll verzierte Torten oder Kuchen – dafür bin ich irgendwie zu grobmotorisch, das liegt mir nicht so. Ich bin vermutlich auch weltschlechteste Geschenkeverpackerin, Schleifchen hier, Fältchen da – ich bekomm das einfach nicht hin und bin froh, wenn ich mich beim Zukleben nicht komplett im Tesafilm verheddere.
Vor einigen Jahren backte eine Online-Bekannte von mir häufig Muffins und tat das im Chat kund. Irgendwann war’s dann so weit und ich war so heiss drauf, das auch endlich mal zu probieren, dass ich mir Muffinformen kaufte. Ich fragte sie nach ihrem Rezept und sie ging mir fast an die Gurgel für die Frage. Immerhin war das ihr Rezept. Ihr geheiligtes, geheimes Muffinrezept, das sie selber durch rumprobieren entwickelt hatte. Das gab sie doch nicht einfach so raus!
Ich suchte im Web und probierte 2, 3, 4 verschiedene Rezepte durch. Jedesmal kamen ziemlich trockene, flache, feste Flatschen dabei raus. Nicht das, was ich mir unter einem Muffin vorstellte. Die mussten doch weich, saftig und fluffig sein. Hätte diese Bekannte mir ihr Rezept nicht verweigert, weil es ’selbstentwickelt‘ war, ich wäre vermutlich nie auf die Idee gekommen, auch beim Backen einfach mal rumzuprobieren, wie ich es beim Kochen eh schon immer tat. Vielleicht hatte ich beim Backen die Hemmungen, weil man das Ergebnis erst am Ende mitbekommt, nicht mehr nachwürzen kann mittendrin, wenn man merkt, dass noch was nicht passt. *Schultern zuck*
Ich fing also an, selber Zutaten zusammenzuwerfen, Muffins zu backen, zu ändern, Muffins zu backen, das noch ausgetauscht, Muffins zu backen. Nach 3, 4 Versuchen kam ich (eher durch Zufall) auf eine Zusammensetzung und Bingo, die war’s. Seitdem habe ich mein eigenes Muffin(grund)rezept.
Weil das aber weder geheiligt noch geheim ist und ich heute seit sehr langem endlich wieder mal Muffins gebacken habe, teile ich mein Rezept jetzt mit euch:
Grundrezept:
Feuchte Zutaten:
150 Gramm geschmolzene Butter
3 Eier
1 Becher Schmand
(wenn vorhanden 1, 2 Spritzer Vanilleessenz)
Die Eier hellschaumig rühren, die geschmolzene (nicht zu warme) Butter und den Schmand gründlich unterrühren.
In einer zweiten Schüssel die trockenen Zutaten miteinander vermischen, die da wären:
200 Gramm Mehl
1/2 Päckchen (7-8 Gramm Backpulver)
1 TL (ca. 3 Gramm Natron)
120 Gramm Zucker
2 Päckchen Vanillezucker
Das Mehl mit Backpulver und Natron vermischen und sieben, mit dem Zucker und Vanillezucker vermischen.
Die trockenen Zutaten auf einmal in die Schüssel mit den feuchten Zutaten kippen und mit der schwächsten Mixerstufe nur so kurz rühren, dass die trockenen Zutaten gerade eben feucht sind.
In Muffinförmchen füllen und bei 190°C (Ober-/Unterhitze) ca. 20 Minuten backen.
Haaalt, da fehlt doch noch was?
Genau!
Die Geschmacksrichtung.
Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. ‚Feuchte‘ Dinge kommen in die ‚feuchte‘ Schüssel, trockene in die ‚trockene‘ Schüssel, stückige oder empfindliche werden ganz am Schluss nur kurz mit einem Esslöffel untergezogen.
Ideen für Kombinationen:
Statt des Schmands Fruchtjoghurt nach Belieben, ein Klecks Marmelade der passenden Geschmacksrichtung macht den Geschmack intensiver.
Pürierte Bananen und Nussnougatcreme.
Gemahlene Nüsse (dann die Mehlmenge reduzieren).
Schokotropfen und Mandarinen aus der Dose (einer unserer Favoriten).
Sehr kleingeschnippelte Äpfel (sehr lecker mit einem guten Spritzer Buttervanillearoma).
Sauerkirschen und kleingeschnippelte Marzipanrohmasse (Bines absolute Lieblingssorte).
Geraspelte Äpfel und Backkakao.
Vanillepuddingpulver.
Schokolade (am einfachsten, wenn man sie zusammen mit der Butter schmelzen lässt).
Das Herrliche ist, dass Muffins zu backen ebenso kreativ ist wie Kochen, weil man selbst mit Grundrezept immer noch mit den Geschmacksrichtungen rumexperimentieren kann. 🙂
Heute gab’s Mandarinen-Schokotropfen und welche mit Äpfeln, die ich zum Kaffeebesuch bei der Freundin, die hier in der Nähe wohnt, mitgenommen habe. (Schön war’s übrigens. Sehr. :))
Viel Spaß beim Rumprobieren, falls jemand das nachbacken mag. 🙂
Katja