Rüdiger hat von einem frühen (seinem ersten?) Date erzählt und das hat bei mir gerade die Erinnerungen an mein erstes Date geweckt. Und das war so:
Marco hieß er und war ein Jahr älter als ich. Ich kannte seine Schwester, die war in meinem Jahrgang in der Parallelklasse – wir damals am Ende der 5. Klasse, Marco ’schon‘ in der 6. Irgendwann erzählte Tanja mir kichernd und hinter vorgehaltener Hand, dass ihr Bruder sich in mich verliebt hätte und während sie mit der Hand auf einen Jungen deutete, der im Kreis seiner Kumpels in einigem Abstand stand, die alle zu uns rüberstarrten und ihn feixend anstießen, trafen sich unsere Blicke und ich guckte in die blauesten Augen, die ich bis dahin je gesehen hatte. Er wurde innerhalb von Sekundenbruchteilen knallrot und ich guckte verlegen weg.
Einige Tage später, sah ich ihn wieder auf dem Pausenhof inmitten seiner Freunde stehen, wo er – so schien es zumindest – wieder ihrem Gekicher und Spott ausgesetzt war, weil er sich für ein Mädchen (!) interessierte. Zumindest starrten sie wieder allesamt zu mir und meiner Freundin rüber und schubsten ihn an. Irgendwann schnappten sie den Armen an Händen und Füßen und trugen ihn quer über den Schulhof zu uns rüber und legten ihn mir laut feixend vor die Füße. Ich erinnere mich noch genau, dass ich vor Verlegenheit am liebsten im Erdboden versunken wäre. Bewundernswerterweise bekam er sogar ein „Hallo“ über die Lippen bevor er fluchtartig wieder zu seinen Freunden zurücklief.
Wieder einige Tage später kam Tanja in der Pause zu mir rüber und drückte mir einen Brief von ihrem Bruder in die Hand. Oh wow! Mein erster ‚echter‘ Liebesbrief. Und süß war er. Nicht dieses übliche „Willst du mit mir gehen?“ mit Ankreuzmöglichkeiten, sondern ein echter Brief, in dem er schrieb, dass er, seit er mich zum ersten Mal gesehen hätte, an nichts anderes mehr denken könne und noch viel mehr solcher Dinge, die damals wirklich meinen Herzschlag beschleunigt haben. Ganz klar, dass ich ihn in der nächsten Pause nicht aus den Augen ließ und direkt wieder Herzklopfen bekam als seine Freunde wieder Anstalten machten, ihn an Armen und Beinen zu packen. Irgendwie befreite er sich aus ihren Fängen, kam stattdessen aber wirklich verlegen stolpernd auf mich zu und fragte mich mit hochrotem Kopf, ob ich mit ihm gehen wolle. Dass das ohne Zettelchen ablief, war damals wirklich ungewöhnlich und traf mich völlig überraschend, und so konnte ich auch nichts weiter als wortlos zu nicken und hatte dann also ab dann ’nen Freund.
Dass dieser mich einige Tage später besuchen wollte, brachte mich dann allerdings doch in ziemliche Bedrängnis, weil ich mich einfach nicht getraut habe, ihn mit nach Hause zu nehmen. Er wollte aber trotzdem kommen, wir könnten uns ja „draussen“ irgendwo sehen und so kam er nachmittags mit dem Rad aus dem 13 km entfernten Ort, wo er wohnte. Wir trafen uns an der Bushaltestelle und da blieben wir dann auch erst mal sitzen. Ziemlich gehemmt und ziemlich wortkarg. Einen Freund zu haben war eine Sache, sich mit dem dann zu unterhalten, wenn das Herz vor Aufregung bis zum Hals klopft, war irgendwie viel schwieriger. Das war aber auch gar nicht mehr so nötig, als er irgendwann ganz zart nach meiner Hand griff und schüchtern fragte, ob er die ein wenig halten dürfe. Ich weiss überhaupt nicht mehr, ob seine glitschiger war oder meine. Irgendwann versuchten wir dann auch wirklich nicht mehr zu reden und guckten uns nur noch in die Augen und irgendwann noch später zog er mich dann einfach an sich und küsste mich. Und ich war viel zu verdattert um mich dem zu widersetzen. Und so verbrachten wir den Rest des Nachmittags knutschend an der Bushaltestelle sitzend und ich erinnere mich nur noch, dass ich immer zurückwich, wenn ich hörte, dass sich jemand näherte, weil ich natürlich Angst hatte „erwischt“ zu werden. Mich kannten in dem Minidorf, in dem ich aufgewachsen bin, ja alle Leute.
Danach ist meine Erinnerung sehr vage, wie es mit Marco weiterging. Ich weiss nur noch, dass ich zwei Wochen später mit ihm Schluss gemacht habe, aber nicht mehr, wieso überhaupt.
Geblieben ist aber eine echt schöne Erinnerung an meinen ersten richtigen Liebesbrief und mein erstes richtiges Date. (Nee, nicht an den ersten richtigen Kuss – der war schon vorher auf einer Geburtstagsfeier beim Flaschendrehen. *hust*)
Katja
sehr schön! und mutig! und früh! ^^ *rotwerd [ich war erst so mit 15 mit richtigem knutschen dabei… :)]
die erste Liebe… :hachz:
Mein erstes Date war es nicht, das war aus heutiger Sicht dermaßen peinlich, dass ich es massiv verdrängt und unter Unmengen von Geröll verschüttet habe.
Knutschen, also so richtig mit drücken, Hände auf Rücken, ein bisschen Zunge und Schwindel im Kopf trat mit 16 auf. 😳
das hast du toll geschrieben und so detailliert, so genau kann ich mich daran nicht mehr erinnern, aber das erste so richtig rumgeknutsche hatte ich glaube mit 14 🙂
bei einem kabarett-workshop … *g
So einfach geht das also, euer Alter beim ersten Kuss zu erfahren. 😉 🙂
@rebhühnschn: In meiner Mädchenclique waren wir irgendwie alle so früh dran. Ist ja klar, wenn eine loslegt, ziehen die anderen irgendwie mit…
Ich hab ja ohnehin die Theorie, dass das am Landleben liegt. In ’nem winzigen Nest kannst du ja nicht ins Kino gehen oder dergleichen machen, da bleibt dann ja (fast^^) nur Knutschen auf der Spielplatzschaukel. 😀
@Rüdiger: Ich gestehe, ich bin jetzt zwar immens neugierig, aber werde mich natürlich hüten, nachzufragen, wieso das so peinlich war. 🙂
@Schattenzwerg: Merci. 🙂
Kabarett-Workshop mit 14? Wow. In dem Alter hätte ich dafür überhaupt keinen Sinn gehabt.
Dich in Neugier zu braten war Zweck der Übung.
Garpunkt nicht verpassen – sonst wird’s zäh! 😉
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