Mit 12 oder 13 habe ich bei der VHS einen Schreibmaschinenkurs belegt. Damals noch auf uralten mechanischen Schreibmaschinen von Adler, mit einer Tastatur (oder wie auch immer das bei Schreibmaschinen überhaupt hieß) so steil wie ’ne Skipiste, immer die Gefahr vor Augen, der kleine Finger könnte einem beim A oder Ü schreiben abfallen.
Später dann während der Ausbildung gab es die ersten elektrischen Schreibmaschinen. Die Tasten ließen sich leichter bedienen, eine Korrekturtaste gab es auch da noch nicht, aber immerhin waren die kleinen Finger nicht mehr gefährdet. Die damals modernen Olympiamaschinen gab es zwar auch vereinzelt, aber kein Sachbearbeiter hätte seine freiwillig für ’nen Azubi frei gemacht. Da die Korrektur mit flüssigem Tipp-Ex (diese Bänder gab es damals noch nicht) nervig war und alles andere als ordentlich aussah, war es ganz normal, sämtliche Briefe und Schriftstücke erst mal mit der Hand vorzuschreiben und dann erst abzutippen. Es minimierte die Fehler, wenn man vorher wusste, was man schreiben wollte.
Danach kam nochmal die Schulbank, eingetauscht gegen die auch nicht bequemeren Hörsaalsitze der Uni und das alles noch bevor Notebooks bezahlbar und alltagstauglich gewesen wären. Folglich erfolgten alle Mitschriften (und das war in den Jahren wahrlich viel, was ich geschrieben habe!) mit der Hand.
Ich bin damit aufgewachsen und für mich war es normal, mit einem Stift in der Hand (manchmal auch im Mundwinkel oder in die Haare reinzwirbelnd) zu denken, Worte aneinanderzureihen, den Stift auf’s Papier aufzusetzen und die Worte aufzuschreiben.
Es war eine unglaubliche Umstellung für mich als ich anfing, Texte am PC zu verfassen und ich erinnere mich an meine allerersten Forenerfahrungen, wo ich mir für längere Texte, die mir wichtig waren, wirklich noch einen Block geschnappt und den Text vorgeschrieben und abgetippt habe. Ich habe wirklich Jahre gebraucht, bis ich es zu schätzen gelernt habe und mich daran gewöhnt habe, via Tastatur die Worte viel schneller niederschreiben und auch sehr fix wieder korrigieren zu können.
Manch ein Eintrag, der sich hier findet, ist trotzdem zuerst auf Papier entstanden, mit einem Kaffee in der Sonne sitzend, die Ruhe der Terasse genießend. Aber das mache ich eigentlich nur recht selten, solche Dinge dann noch abzutippen. Die meisten bleiben einfach als Gedankenfetzen und nicht wirklich ausformuliert in meinem Block oder Notizbuch.
Vorhin, als ich anfangen wollte, eine Liste der Dinge zu erstellen, die ich für den Urlaub einpacken muss, wollte ich das erstmalig direkt am Rechner machen. Ich war seit über 10 Jahren, wenn ich denn im Urlaub war, nur in Ferienhäusern und das, was ich mitschleppe wiederholt sich ja. Trotzdem hab ich mir jedes Mal vorher einen Knoten ins Hirn gemacht um ja nur nichts zu vergessen. Das wollte ich mir gerne wenigstens ab dem nächsten Urlaub – sofern er wieder in ein Ferienhaus ginge – erleichtern und endlich mal eine dauerhafte Liste am Rechner erstellen, die ich dann nur noch überarbeiten, ausdrucken und abhaken muss. Aber Pustekuchen. Ich kann’s nicht. Der Cursor blinkte und mein Textfile blieb weiss, weil mir überhaupt nichts einfiel. Erst als ich mir einen Zettel und Kugelschreiber geschnappt habe, kam ich kaum noch mit, alles zu notieren, was mir plötzlich einfiel.
Scheinbar gibt es wirklich Dinge, für die ich das haptische Erlebnis des Kugelschreibers in der Hand brauche, die mein Hirn ohne dieses vertraute Ritual nicht verarbeiten kann.
Richtig böse bin ich nicht drum, denn das fühlt sich zwar schrullig, aber irgendwie auch sehr warm und menschlich an. Die Liste kann ich ja trotzdem für den nächsten Urlaub abtippen und aufbewahren.
Katja
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